Skip to main content

Begriffe

Alle Begriffe sind alphabetisch sortiert. Gegebenenfalls einfach scrollen, denn die Textanker werden auf einigen Endgeräten ungenau angesteuert. Die Erklärungen sollen auch für Laien eine gut verständliche erste Orientierung bieten. Deshalb haben wir an manchen Stellen bewusst vereinfacht.

Adultismus

Adultismus bezeichnet die gesellschaftlich etablierte und rechtlich untermauerte Abwertung und Benachteiligung von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen durch Erwachsene/Ältere. Das Nicht-Ernstnehmen, ungefragte Anfassen oder Übergehen von Kindern gehört ebenso dazu, wie ein herablassender Umgang mit jugendlichen/jungen Arbeitnehmer_innen oder Führungskräften.

Adultismus ist eine Diskriminierungsform, der alle Menschen zu Beginn ihres Lebens ausgesetzt sind, bevor sie mit zunehmendem Alter auf die Seite der Privilegierten wechseln. Kritik an Adultismus bedeutet nicht, Erwachsene aus der Verantwortung für das sichere Aufwachsen von Kindern zu entlassen. Vielmehr werden abwertende oder nicht ernstnehmende Bilder, respektloses Verhalten gegenüber Jüngeren und die rechtliche Machtlosigkeit von Kindern und Jugendlichen kritisiert.

bisexuell/Bisexualität 

Als bisexuell werden Menschen bezeichnet, die emotionale und sexuelle Beziehungen zu Personen des eigenen und eines anderen Geschlechts leben oder leben wollen. Die Bedeutung des Begriffs hat eine hohe Überschneidung mit Pansexualität.

cisgeschlechtlich/Cisgeschlechtlichkeit 

Der Begriff cisgeschlechtlich (lat. diesseits oder innerhalb) wurde als Gegenstück zum Begriff Transgeschlechtlichkeit geprägt, um Menschen beschreiben zu können, die sich ihrem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht zugehörig fühlen. Cisgeschlechtlichkeit gilt in unserer Gesellschaft als normal und wird strukturell bevorzugt. Zugleich unterliegt Cisgeschlechtlichkeit starken Normierungen, die bestimmen, wie Frauen und Männer auszusehen, zu handeln und zu fühlen haben.

Gender_Gap 

Als Gender_Gap wird der Unterstrich in Lehrer_innen oder Schüler_innen bezeichnet, der für alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten steht. Der Unterstrich stellt einen Zwischenraum dar, der über die Polarität Frau-Mann hinausgeht und Menschen einschließt, die sich in diesem Schema nicht wiederfinden. Alternative Schreibweisen verwenden statt des Unterstrichs ein Sternchen, wie in Schüler*innen.

Heteronormativität

Der Begriff Heteronormativität beschreibt ein gesellschaftliches Ordnungsprinzip, dass unsere Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität bestimmt. Dieses Ordnungsprinzip umfasst ein Set von Handlungen, Werten und Moralvorstellungen und erklärt Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität zur gesellschaftlichen Norm. Damit gehen Normierungen einher, die bestimmen, dass Menschen nur weiblich oder männlich sein können und wie Frauen und Männer zu sein haben. In welchem Machtverhältnis sie stehen, welche Arten von Beziehungen sie leben sollen und wie Familie und Reproduktion zu organisieren sind.

Heteronormativität äußert sich in institutionellen Bestimmungen, zum Beispiel in der Existenz des Ehegattensplittings, das von einer „Alleinernährer-Familienstruktur“ ausgeht. Kulturelle Praxen, wie die Überpräsenz von Hetero-Paaren in Film, Fernsehen und Lehrmaterialien sind ebenso Ausdruck von Heteronormativität, wie persönlichen Handlungen, wenn z.B. ein heranwachsendes Mädchen standardmäßig nach seinem ersten Freund gefragt wird.

heterosexuell/Heterosexualität 

Als heterosexuell werden Menschen bezeichnet, die emotionale und sexuelle Beziehungen mit Menschen des anderen Geschlechts leben oder leben wollen. Diese Bezeichnung setzt voraus, dass alle Menschen einem von zwei Geschlechtern angehören. Heterosexualität funktioniert auf der Basis einer zweigeschlechtlichen Weltsicht. Heterosexuelle Beziehungen und Lebensweisen entsprechen der gesellschaftlichen Norm, das heißt sie werden strukturell bevorzugt.

homosexuell/Homosexualität 

Als homosexuell werden Menschen bezeichnet, die emotionale und sexuelle Beziehung zu Menschen des eigenen Geschlechts leben oder leben wollen. Der Begriff funktioniert im Rahmen einer zweigeschlechtlichen Weltsicht, die alle Menschen entweder als Frauen oder als Männer zuordnet. Homosexuell wird selten als Eigenbezeichnung verwendet, in der Regel werden die Begriffe schwul bzw. lesbisch bevorzugt. Schwule und lesbische Lebensweisen werden in unserer Gesellschaft strukturell benachteiligt.

Inter*/intergeschlechtlich/intersexuell 

Als intergeschlechtlich oder inter* werden Menschen bezeichnet, deren angeborene Geschlechtsmerkmale von der medizinisch vorgesehenen zweigeschlechtlichen Norm abweichen. Der Begriff intersexuell ist eine Fehlübersetzung des englischen intersex und wird von Inter*Aktivist*innen als medizinisch geprägt und missverständlich kritisiert.

Viele Inter* teilen die Erfahrung massiver Menschenrechtsverletzungen, indem sie unmittelbar nach der Geburt, in Kindheit oder Jugend, durch medizinische Eingriffe und/oder eine rigide Erziehung in eine der beiden Geschlechterkategorien Frau oder Mann hineingedrängt werden. Inter* werden in unserer Gesellschaft strukturell benachteiligt.

lgbtiq

Lgbtiq ist die internationale Abkürzung für „lesbischschwul (engl. gay), bisexuelltransgeschlechtlichintergeschlechtlich und queer“ (Aussprache engl.: „el-dschi-bi-ti-ai-kju“). Lgbtiq Personen machen unterschiedliche Diskriminierungserfahrung. Sie werden jedoch oft zusammen genannt, weil alle diese Lebensweisen der gesellschaftlichen Norm widersprechen, nach der es nur zwei Geschlechter gibt, die sich jeweils gegenseitig begehren.

Mehrfachzugehörigkeit

Der Begriff weist darauf hin, dass Menschen nicht durch die Zugehörigkeit zu einer einzigen sozialen Gruppe beschrieben werden können. Niemand ist nur schwul oder hetero, nur inter- oder cisgeschlechtlich – wir alle werden z.B. auch durch Alter, Herkunft, Religion, Einkommen oder Aussehen bestimmt.

Diese gleichzeitige Zugehörigkeit zu verschiedenen Gruppen führt zu spezifischen Erfahrungen, da sich Diskriminierungen und Privilegien miteinander verschränken, sich verstärken oder aufheben können. Je nach Kontext sind verschiedene Zugehörigkeiten unterschiedlich relevant. So ist ein weißer, schwuler Krankenpfleger in Deutschland anders von Homophobie betroffen, als eine afrodeutsche lesbische Ärztin.

pansexuell/Pansexualität

Als pansexuell werden Menschen bezeichnet, die emotionale und sexuelle Beziehungen leben oder leben wollen, die nicht durch die eigene Geschlechtszuordnung und die der Partner_innen definiert werden. Der Begriff legt besonders starken Wert darauf, Zweigeschlechtlichkeit als Grundlage der Definition von emotionaler/sexueller Anziehung zu verweigern.

queer

Queer ist ursprünglich ein englisches Schimpfwort für lesbischeschwulebisexuelletrans- und intergeschlechtliche Menschen. Der Begriff wurde in politischen Emanzipationsbewegungen in den USA positiv angeeignet und kritisiert das Schubladendenken männlich/weiblich, homo/hetero.

In Deutschlang wird queer häufig als Sammelbegriff für „lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter*“ verwendet. Es gibt auch Menschen, die sich selbst als queer bezeichnen, jedoch nicht als lesbisch, schwul, bi, trans* oder inter*. Sie können oder wollen sich nicht in ausschließende Kategorien wie Frau/Mann, homosexuell/heterosexuelltransgeschlechtlich/cisgeschlechtlich einordnen.

Wir verwenden queer nicht als Sammelbegriff, sondern als theoretische Bezugnahme auf Queer Theory, die die Normierung von Geschlecht und Sexualität grundsätzlich kritisiert. In unserem Namen verweist queer auf die Utopie einer Welt, in der vielfältige Geschlechter und Sexualitäten gleichwertig nebeneinander bestehen könnten.

Queer Theory 

Queer Theory ist eine wissenschaftliche Forschungsrichtung, die die gesellschaftlichen Geschlechter- und Sexualitätsnormen kritisch analysiert. Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierungen werden dabei als diskursive Praxen untersucht. Die Forschungsergebnisse stellen Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität als gesellschaftliche Normen in Frage. Es wird deutlich, dass Geschlecht und Begehren nicht innerhalb einer polaren Gegenüberstellung (Frau-Mann, Hetero-Homo) gedacht werden können, sondern sehr viel vielfältiger verstanden werden müssen.

Viele Queer-Theoretiker_innen gehen außerdem davon aus, dass Geschlecht und Begehren immer in Verschränkung mit anderen gesellschaftlichen Machtachsen wie Rassismus, sozialen Benachteiligungen etc. betrachtet werden müssen.

Rahmenrichtlinie AV 27 

Die Rahmenrichtlinie zur Sexualerziehung AV 27 von 2001 ist Teil der Rahmenpläne der Berliner Schulen. Sie definiert Sexualerziehung als Querschnittsaufgabe aller Fächer, bezieht lgbtiq Lebensweisen mit ein und empfiehlt ausdrücklich, externe Fachleute und Projekte in den Unterricht einzubeziehen. Auszug:

„In der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen sexuellen Lebensweisen besteht die Chance, die eigene Sexualität und die anderer zu reflektieren und eine eigene sexuelle Identität zu finden. Auch in diesem Zusammenhang bietet es sich an, starre Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit zu hinterfragen. In der Sexualwissenschaft besteht Konsens darüber, dass sich menschliche Sexualität auf vielfältige Weise ausdrückt. Hetero-, Bi- und Homosexualität sind Ausdrucksformen des menschlichen Empfindens und der sexuellen Identität, die, ohne Unterschiede im Wert, zur Persönlichkeit des betreffenden Menschen gehören. (AV 27, Seite 6)“.

Strukturelle Benachteiligung 

Dieser Begriff weist darauf hin, dass Benachteiligungen und Diskriminierungen nicht als „Einzelfall“ und nicht nur als individuelles Handeln zu begreifen sind, sondern vielmehr auf grundlegenden Normen, Werten und rechtlichen Regelungen einer Gesellschaft oder eines Systems beruhen.

Beispielsweise machen Kinder aus Regenbogenfamilien individuelle Diskriminierungserfahrungen, wenn sie in der Schule immer wieder hänselnd nach ihren Eltern gefragt werden. Diese Erfahrungen haben jedoch auch eine strukturelle Komponente. Dazu gehören Vorstellungen über eine „richtige Familie“, die in Medien, Wahlkämpfen und Lehrmaterialien reproduziert werden, ebenso wie Gesetze, die die rechtliche Anerkennung von Regenbogenfamilien behindern.

trans*/transgeschlechtlich

Trans* oder transgeschlechtlich dient als Oberbegriff und Selbstbezeichnung für Menschen, deren gelebtes Geschlecht nicht dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht entspricht. Manche trans* Personen fühlen sich dem „anderen“ Geschlecht zugehörig, andere erleben sich als Mann und Frau zugleich oder als keines von beiden. Der Stern* ist als Platzhalter für unterschiedliche Selbstbezeichnungen wie transgender, transident oder transsexuell zu verstehen.

transgender

Transgender wird häufig gleichbedeutend mit trans* oder transgeschlechtlich verwendet – für Personen, deren gelebtes Geschlecht nicht dem bei Geburt zugewiesenen Geschlechts entspricht. Der Begriff wird auch als Selbstbezeichnung von Menschen verwendet, die eine Geschlechtsidentität jenseits der binären Geschlechterordnung leben. Also Menschen, die sich als Mann und Frau zugleich oder als keines von beiden begreifen.

transident/Transidentität 

Der Begriff Transidentität wurde als Alternative zur medizinischen Diagnose Transsexualität geprägt. Damit soll verdeutlicht werden, dass es transidenten Menschen nicht in erster Linie um Sexualität geht, sondern um ihre Identität. Viele transidente Menschen fühlen sich dem anderen als dem körperlich zugewiesenen Geschlecht zugehörig und leben entsprechend ihres psychischen Geschlechts. Medizinische Behandlungen, die auf eine körperliche Geschlechtsänderung abzielen, werden jedoch nur teilweise angestrebt.

transsexuell/Transsexualität

Als transsexuell werden in eine Zwei-Geschlechter-Ordnung Menschen bezeichnet, die sich nicht dem Geschlecht zugehörig fühlen, das ihnen bei Geburt zugewiesen wurde, sondern dem anderen. Beispielsweise Menschen, die als Mädchen zugewiesen und erzogen werden, sich selbst jedoch als Junge fühlen und als Junge/Mann leben (wollen). Die meisten Transsexuellen vollziehen eine Vornamens- und/oder Personenstandsänderung. Viele gleichen auch ihren Körper durch Hormongaben und/oder Operationen ihrem psychischen und sozialen Geschlecht an.

Transsexualität ist ein Begriff aus der medizinischen Diagnostik und hat nichts mit Sexualität oder sexuellen Orientierungen zu tun. Transmänner und –frauen können heterosexuelllesbischschwulbisexuellpansexuell oder asexuell leben und lieben.

Zweigeschlechtlichkeit

Zweigeschlechtlichkeit bezeichnet ein System von gesellschaftlichen Normen und medizinischen Zuweisungspraxen, das zwei körperlich definierte Geschlechter als Realität entwirft, die sich gegenseitig ausschließen und als gegensätzlich verstanden werden. Nach Thomas Laqueur setzte sich diese Vorstellung in Europa erst im 18. Jahrhundert durch (vgl.: Thomas Laqueur: Auf den Leib geschrieben, Frankfurt/New York 1992.).

In der Vorstellungswelt der Zweigeschlechtlichkeit entscheidet sich das Geschlecht eines Kindes anhand seiner körperlich sichtbaren Geschlechtsmerkmale, denen die soziale und psychologische Geschlechtsidentität folgen. Trans*Personen, die nicht das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht leben und Intergeschlechtliche, die als „medizinisch uneindeutig“ gelten, sind dabei im Prinzip undenkbar. Zweigeschlechtlichkeit entspricht der gesellschaftlichen Norm und wird strukturell privilegiert.

Weitere Begriffsklärungen

finden Sie im Glossar der Bildungsinitiative QUEERFORMAT.

AKTUELLES

17. September 2024

Diesen Herbst: Buchen Sie eine Fortbildung zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt bei teach out

7. August 2024

Wir suchen neue Honorarkräfte

24. Januar 2024

Abqueer Solikaraoke in der Tristeza am 14.02.2024